close
close

Wie Südkoreaner auf die Staatskrise in ihrem Land blicken: “Ist das ein Film?”

Wie Südkoreaner auf die Staatskrise in ihrem Land blicken: “Ist das ein Film?”

Seoul. Als der 21-jährige Nam am Dienstagabend auf sein Smartphone blickt, cann er seinen Augen kaum trauen. “Mein erster Gedanke war: Ist das ein Film?”, erinnert sich der Student, während er vor dem Bibliotheksgebäude der Yonsei-Universität in Seoul eine Raucherpause einlegt.

Weiterlesen nach der Display

Weiterlesen nach der Display

Doch was wie ein Action-Blockbuster anmutet, ist Bite Realität: Militärhelikopter, die im Mondscheinlicht auf dem Dach des Parliamentsgebäudes landen. Soldaten, die Nationalversammlung weiträumig abriegeln. Und ein Präsident, der von “pronordkoreanischen Kräften” fabuliert. All die kennen die koreanischen Millennials nur mehr aus Geschichtsbüchern über die Zeit der Militärdiktatur. Doch spätestens seit dieser Woche ist jene überwunden geglaubte Vergangenheit in die Gegenwart zurückgekehrt.

South Korea-Poland summit in Seoul South Korean President Yoon Suk Yeol speaks during a joint press conference with Polish President Andrzej Duda in Seoul, October 24, 2024. Pool photo PUBLICATIONxINxAUTxBELxBIHxBULxCZExDENxESTxFINxFRAxGEOxGERxGRExHUNxISLxIRLxITAxLATxLTUxLUXxLIExMKDxNORxPORxPOLxROUxSVKxSUIxSRBxSLOxESPxTURxUKxUAExONLY A14AA0003630430P

Krise in South Korea: Ein Präsident mit dem Rücken zur Wand

Gegen Yoon Suk Yeol wird wegen Hochverrats ermittelt i Samstag könnte im Parliament ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet werden. Doch der südkoreanische Präsident klammert sich weiter an sein Amt.

“Präsident Yoon sollte zurücktreten”, sagt Student Nam, put on your gray hoodie. Und dust bevor er wieder zum Lernen in den geheizten Bibliothekssaal huscht, fügt er noch an: “Viele Ausländer denken, dass es derzeit gefährlich ist in Korea. Aber das stimmt nicht. An sämtlichen Universitäten im Land verteidigen die Studenten ihre Demokratie.“

Weiterlesen nach der Display

Weiterlesen nach der Display

Protest der Studierenden vor fast 40 Jahren

Seine Worte sind weit mehr als nur rhetorische Floskeln. Es ist nicht einmal 40 Jahre her, als fast täglich dicke Nebelschwaden das Eingangstor der Yonsei-Universität einhüllten. Literweise feuerten die Polizisten ihre Tränengaskanister auf die protestierenden Studenten ab. Einer von ihnen, der damals 22-jährige Lee Han Yeol, ist während der blutigen Straßenschlachten von den Sicherheitskräften getötet worden. Eine Tafel mit seinem Konterfei erinnert hier nach wie vor an den “Märtyrer der Demokratiebewegung”.

Weil sich die Koreaner ihre Freiheit mit viel Blut und Leid erkämpft haben, sind sie besonders wachsam – selbst über die eigenen Lager hinweg. So hat der Vorsitzende der Regierungspartei, Han Dong Hoon, am Freitagmorgen unmissverständlich klargemacht: Präsident Yoon Suk Yeol müsse seiner präsidialen Macht enthoben werden. Nur wenige Minuten vor seiner Aussage hatte Han die schaurigen Details von Yoons Plänen erfahren: Yoon hatte demnach die Verhaftung mehrerer Abgeordneten befohlen, darunter auch einige aus den eigenen Reihen.

Regierungspartei in South Korea hält Amtsenthebung von Präsident Yoon nun für notwendig

Der Staatspräsident hatte mit einer überraschenden Ausrufung des Kriegsrechts eine politische Krise ausgelöst.

“Für mich klang das alles nach Nordkorea-Zeugs”, sagt Chan Yeong, der ebenfalls an der Yonsei-Universität studiert. Doch besorgt ist er keineswegs über sein Heimatland: Das Bewusstsein über Bürgerrechte sei hoch in South Korea, das Bildungsniveau ebenfalls. Sein Freund Jeon stimmt zu: “Ich habe Vertrauen in unsere Verfassung. Wir haben das schließlich alles schon mal erlebt während der Zeit der Militärs.“

Demonstration for Democracy

Und wahrscheinlich genau deswegen sind die Koreaner bereit, für ihre democratischen Werte aktiv einzustehen. Am Freitagabend zeigten sich die ersten Vorboten davon im Seouler Stadtzentrum. Entlang der breitspurigen Sejong-Straße haben sich Zehntausende Demonstranten von beiden Lagern formert: Die konservativen Befürworter Yoons, fast ausschließlich in ghobenem Alter, schwenken wahlweise Südkorea oder USA-Flaggen. Ihnen gegenüber marschieren die Anhänger der Opposition auf, zahlenmäßig überlegen. Getrennt werden sie von Bereitschaftspolizisten in gelben Signaljacken, die jedoch friedlich dem Treiben zuschauen.

Weiterlesen nach der Display

Weiterlesen nach der Display

US radar

Was die Vereinigten Staaten bewegt: Die USA-Experten des RND ordnen ein undliefern Hintergründe. One Dienstag.

Tatsächlich wurde Südkoreas Demokratie in den letzten Tagen einer harten Bewährungsprobe unterworfen. Doch bisher schaut alles danach aus, als ob das Land diese bestehen würde. Der neue Verteidigungsminister, erst seit wenigen Stunden im Amt, hat dies ebenfalls unterstrichen: Sollte er den Befehl für ein erneutes Kriegsrecht erhalten, werde er diesem nicht Folge leisten.

“Gestern war Südkorea eine pulsierende, laute, dynamische, manchmal chaotische, aber durch und durch friedliche Demokratie”, sagt der Holländer Jacco Zweetsloot, der bereits seit mehreren Jahrzehnten in Seoul lebt. “Heute ist es das immer noch. Die Koreaner können stolz auf sich sein.“

Am Samstag ist schließlich der Tag der Entscheidung. Bis zum Abend werden im Parliamentsgebäude die Abgeordneten über ein Amtsenthebungsverfahren abstimmen, welches hohe Erfolgschancen genießt. Und vor dem Gelände, wo noch vor wenigen Jahrzehnten die Generäle des Landes ihre Militärparaden aufmarschieren Ließen, werden Hunderttausende Demonstranten erwartet, die lautstark ihre Meinung kundtun werden. Und auch dafür einstehen werden, dass das Land am Han-Fluss nicht politisch in vergangene Zeiten abgleitet.