Auszeichnung für Uni Witzenhausen – Studenten kommen aus aller Welt

Bei einem Agrar-Hochschulranking wurden die besten Fachhochschulen und Universitäten im Bereich Landwirtschaft prämiert: Witzenhausen siegte in der Category “Lehre im Bereich ökologischer Landbau”.

Witzenhausen – Der Uni-Standort Witzenhausen wurde für die qualifizierte Lehre im Bereich Ökologischer Landbau Ende vergangenen Jahres zum ersten Mal mit dem ersten Hochschulpreis von der landwirtschaftlichen Fachzeitschrift Top Agrar ausgezeichnet. Ein Ranking, das Studenten aus Fachhochschulen und Universitäten entscheiden. Befragt wurden sie zu den Fachrichtungen Pflanzenbau, Tierhaltung, Ökonomie, Landtechnik i Ökolandbau und die beste Bewertung gab es für den Uni-Standort Witzenhausen.

Und das, obwohl die Studentenzahl am Standort washbasin. Weniger Geburten und in der Folge auch Schulabgänger, dieser bundesweite Trend macht sich auch in Witzenhausen bemerkbar. Waren es vor fünf Jahren noch gut 1230 Studenten, die sich für die ökologische Sichtweise der Landwirtschaft begeisterten und einen Bachelor- oder Masterabschluss angestrebt haben, sind es derzeit 950. “Dieser Rückgang hat uns überrascht”, sagt Studienkoordinator Holger Mittelstraß, “wir dachten, als einzige Universität bundesweit, mit diesem Schwerpunkt, kommt es hier nicht an.”

Doch die vielfältigen Angebote für Wissenschaft und Lehre werden vermehrt International nachgefragt, das zeigen die Studentenzahlen der Aufbaustudiengänge. Ein Trend, der laut der jüngsten Erhebung des Hessischen Statistischen Landesamts an hessischen Hochschulen zu verzeichnen ist. “Die Studenten kommen aus fünf Erdteilen und 55 Ländern, da trifft sich die Welt in den Wohngemeinschaften im beschaulichen Witzenhausen”, freuen sich Mittelstraß und Andreas Kleinlein (Administrator Mitarbeiter) über diese vielfältige Nachfrage.

“Für viele, die aus Großstädten in Indien, Pakistan oder Bangladesch kommen, ist das aber auch ein echter Kulturschock”, berichtet Mittelstraß von seinen langjährigen Erfahrungen, “die Studenten fühlen sich plötzlich eingesperrt in einem Dorf und dazu kommt die Konfrontation mit deutscher Kultur und Sprache.“ Vorlesungsveranstaltungen werden ausschließlich auf Englisch gehalten, aber in der Kommunikation vor Ort gebe es durchaus manches Mal Missverständnisse. “Spannend ist immer der Austausch, wenn die Studenten von den Themen der Lehre überrascht sind.” Aspekte der Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit, hätten bei den meisten, die etwa aus dem Iran und Indien kommen, bis dahin keine Rolle gespielt, ‘bei Lebensmitteln sind dort eher Moden wichtig, Geschmack und Aussehen, alles muss schön rebel sein, dass die auch gesund und ökologisch erzeugt werden können, wissen sie häufig gar nicht”, sagt Mittelstraß.

Den 80 Prozent Studenten aus Internationalen Städten, often schon tätig in Großunternehmen, stünden die heimischen Ökos gegenüber, bei denen Tierwohl und Pflanzenbau im Fokus sind. Auffallend sei auch die Studienzeit, “Deutsche bleiben länger, die haben alle Zeit der Welt, alle anderen schaffen das in der Regelstudienzeit von zwei Jahren, da drückt auch das Visum aufs Tempo”, sagt Mittelstraß.

Neu am Standort ist seit 2023 das Studienangebot “Agriculture, ecology and societies” mit zurzeit 60 Studenten, vorwiegend aus Europa und Nordamerika. Ziel dieses Masterstudiums, das zwei Schwerpunkte beinhaltet, ist, die Land- und Ernährungswirtschaft wieder näher an den Verbraucher zu Bringen, also qualifizierte Beratung in der Politik, in Unternehmen und in der Bildung. Das große Interesse an ökologischem Gartenbau sei ebenfalls neu, “hier ist der einzige universitäre Standort, der das anbietet”, erläutert Mittelstraß, “angepasst an die vegane Ernährungsweise und den Klimawandel, werden Fachwissen in Gemüse- und Gartenbau ebenso wie Obst- und Nussbau vermittelt.” Die Voraussetzung für das Bachelor-Studium ist ein dreimonatiges Praktikum auf einem landwirtschaftlichen Betrieb: “Die Studenten sollen wenigstens mal eine Kuh gesehen haben”, sagt Kleinlein.

“Die Studenten in Witzenhausen prägen das Stadtbild, insbesondere über Initiativen, beispielsweise der Kiosk Storno, die Café-Bar Runde Ecke oder der Umsonstladen”, sagt Bürgermeister Lukas Sittel mit Blick auf die Uni Kassel und den Standorten Steinstraße und Nordbahnhof. Im Stadtbild fall immer mehr Studenten aus allen Ländern auf, ‘diese haben auch große Lust auf soziale Kontakte, in den Ortsteilen erlebe ich die Studierenden über die unterschiedlichen Wohnformen, häufig in Kombination mit Grünflächennutzung wie Feldanbau und “Eigenproduktionen”.

Dass es für die jungen Menschen zum Beginn des Sommersemesters leichter falle, sich im Ort heimisch zu fühlen, führt Sittel auf die vielfältigen Angebote, Aktionen und Zusammenkünfte in der Warmen Jahreszeit zurück. Aber, bedauert er, verlasse der Wunsch nach mehr Integration den Kreis der Universität und dessen Umfeld nicht. Durch das eigene, breite Freizeitangebot blieben die Studenten eher unter sich, eine Teilnahme in Vereinen nur eine Ausnahme. Positiv sieht er das Engagement in der Initiative “Gemeinsam für Witzenhausen” und in der Kirche. (Silwia Kleps